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Thorsten Taenzer war leitender
Physiotherapeut bei Eintracht
Braunschweig

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Stressmanagement:

Warum unser Organismus nicht die richtige Antwort kennt!

„Kann nicht – bin gerade im Stress.“ Wir leben in einer „gestressten“ Zeit. Doch wie kommt es zu Stress: Stress entsteht, wenn bei Betroffenen keine Balance mehr zwischen den Anforderungen, die sich ihnen stellen, und einem individuellen Ausgleich wie etwa Entspannung besteht. Die Anforderungen steigen jedoch seit Jahren in vielen Berufen permanent, die Einrichtung eines Abwesenheitsassistenten erscheint im Smartphone-Zeitalter wie ein Relikt aus einer untergegangenen Zeit.

Die ständige Erreichbarkeit hinterlässt ihre Spuren, wie die Zahlen des Unfallverhütungsberichtes der Bundesregierung belegen: Die Hälfte aller Beschäftigten lebt unter einem permanenten Zeit- und Leistungsdruck, ein Fünftel arbeitet sogar an der Grenze. Nur ein Drittel (!) aller Erwerbstätigen leidet nicht unter arbeitsbedingten Beschwerden.

Doch wie reagiert der Körper auf Stress: Zum einen wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet. Zum anderen kommt es in einer Region des Zwischenhirns – dem Hypothalamus – zu einer Ausschüttung verschiedener Hormone, die über den Blutkreislauf in die Nebennierenrinde gelangen und dort die Produktion des Stresshormons Cortisol in Gang setzen.

Die Hormone treiben den Herzschlag und den Blutdruck in die Höhe, sorgen für eine größere Spannung der Muskeln und bewirken, dass mehr Blutzucker freigesetzt wird, so dass die Muskelzellen besser versorgt werden können. Und in der Steinzeit war man damit auch gut bedient. Frei nach der Devise „Fight or Flight“ konnten unsere Vorfahren vor dem Mamut flüchten oder den Zweikampf mit einer Raubkatze aufnehmen. Heute können wir den Stressursachen nicht mehr davonlaufen – das Smartphone ist ja ständig dabei. Und mit körperlicher Verteidigung lassen sich auch keine Schreibblockaden bekämpfen.

Doch was bedeutet es für den Körper, wenn der Stresspatient das plötzlich hohe Energieangebot für die körperliche Betätigung gar nicht nutzt? Eine Folge ist eine höherer Insulinausschüttung. Da das Cortisol immer noch auf Kampf-oder Fluchtbereitschaft gepolt ist, vermindert das Stresshormon die Durchblutung von Haut und Darm, eben weil die Blutversorgung von Gehirn, Herz und Muskeln wichtiger bei der Flucht vor dem Mamut ist.

Problematisch wird es für die chronisch Stressgeplagten. Die körperlichen Reaktionen werden zum Dauerzustand. Das Ende des Stressliedes: Da Cortisol auch die zelluläre Immunantwort hemmt, sind Betroffene nicht nur anfälliger für Infekte. Das Cortisol kann sogar der Tumorprogression (letzte Phase einer Tumorentwicklung) Vorschub leisten.