smallimage
Thorsten Taenzer war leitender
Physiotherapeut bei Eintracht
Braunschweig

Main Banner

Forschung:

Welche Rolle spielt der Darm?

„Liebe geht durch den Magen – Gesundheit kommt aus dem Darm.“ Über viele Jahrzehnte war der Darm ein von der Wissenschaft grob vernachlässigtes Organ. Doch irgendwann können einhundert Billionen Bakterien (auch Mikrobiom genannt), die jeder Mensch mit sich rumschleppt, nicht mehr ignoriert werden. Noch dazu, wenn die tausenden verschiedener Mikroben-Arten in den Gedärmen Nährstoffe spalten oder Krankheitserreger vertreiben können. Einigen wird sogar ein Draht zum Gehirn attestiert, womit sie sogar in der Lage sind, die menschliche Psyche beeinflussen zu können.

 

Warum die Wissenschaft recht spät auf den „Darm hat Scharm“-Zug aufgesprungen ist, bleibt ein Rätsel. Schon Hippokrates wusste, dass ‚der Tod im Darm sitzt‘. Und das der alte Grieche nicht so falsch liegen kann, belegt folgende Zahl: 80 Prozent des Immunsystems sitzt direkt am Darm und wird durch die Darmflora geschützt und stimuliert. Die Darmflora umfasst mehr Bakterien als der Mensch über Körperzellen verfügt. Die Folge: Dem Menschen geht es so gut, wie es seiner Darmflora geht. Und der Darm, wo ein einziges Gramm Inhalt mehr Lebewesen beherbergt als die Erde Menschen, ist Ausgangpunkt für eine Vielzahl von Erkrankungen: Völlegefühl, Sodbrennen, Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Magenkrämpfe, Übelkeit, Neurodermitis, Allergien, Depressionen, chronische Müdigkeit und Konzentrations- und Schlafstörungen.

 

Eine weitere Herausforderung für das Immunsystem hat auch mit dem Darm zu tun und lag wie die Darm-Forschung jahrelang im Verborgenen – die sogenannten stillen Entzündungen, die auf einer fehlenden Balance der Darmflora basieren. Die schwelenden Herde beanspruchen das Immunsystem, um den Entzündungsprozess klein zu halten, und ist ständig gefordert. So fehlt ihm allerdings die Kraft, andere Krankheiten abzuwehren. Durch die ständige Beanspruchung ist das Immunsystem so überfordert, dass freie Radikale die Körperzellen schädigen können. Die stillen Entzündungen gelten deshalb als Mitverursacher von schwerwiegenden Krankheiten wie Arteriosklerose, Asthma, Diabetes, Depressionen oder Rheuma.